Zum Inhalt [I]
Zur Navigation [N]
Kontakt [C] Aktuelles [2] Suchfunktion [4]

Impuls zum 12. September 2021

Zum 24. Sonntag im Jahreskreis

Von Gerold König, Bundesvorsitzender von pax christi

Wir in Deutschland können mehr: Geflüchtete Aufnehmen – Pushbacks verhindern – Europa gewinnen

Einleitung
Am 8. September 2020 brannte das Flüchtlings- oder Elendslager Moria auf Lesbos vollständig nieder. Das fast schon vergessene Elend der geflüchteten Menschen wurde plötzlich wieder sichtbar. Die humanitäre Katastrophe, die sich an den Außengrenzen Europas abspielte und immer noch abspielt trat in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Mit unserer damaligen Kampagne „Kein Weihnachten in Moria“ wollten wir auf die unmenschliche Situation geflüchteter Menschen hinweisen. Fast schon sarkastisch: Weihnachten in Moria fand auf Grund des vernichtenden Feuers tatsächlich nicht statt.

Es kam noch schlimmer als befürchtet: In Windeseile wurde Moria 2 aufgebaut und die Abschottung noch weiter intensiviert. Leider erfolgreich: Heute spricht kaum noch jemand von den Geflüchteten, die in Griechenland festsitzen.

Mit der Folgekampagne „Menschenrecht statt Moria“ appellieren wir an die Politiker*innen vor und nach den Bundestagswahlen, sofort mindestens 14.000 Menschen aus den Lagern auf den griechischen Inseln aufzunehmen und sich für einen fairen an den Menschenrechten orientierten Verteilmechanismus innerhalb der EU einzusetzen.

Die Situation der Geflüchteten an den EU Außengrenzen kennt keine Wahlkampfzeiten. Die humanitäre Lage ist weiterhin erschreckend und die Situation in Afghanistan zeigt einmal mehr, wie sehr deutsche und europäische Politik zu Fluchtursachen beiträgt. Da muss umgesteuert werden. Jetzt und auch noch nach der Bundestagswahl.

Gestern ist der bundesweite Aktionstag der Kampagne „Menschenrecht statt Moria“ gestartet. Mit einem Gebet hat unser pax christi-Präsident Bischof Peter Kohlgraf die Aktiven in den Tag entsendet. Mit unserem heutigen Sonntagsimpuls richten wir unsere Gedanken über den Tag hinaus auf Menschen auf der Flucht.

Gebet
Seit tausenden von Jahren sind Menschen auf der Flucht
Auch Jesus, Maria und Josef mussten fliehen
Flucht aus Angst vor Kriegen
Flucht aus Sorge vor Vertreibung
Flucht vor Hunger, Not und Elend
Flucht vor Menschen, die Anderssein nicht respektieren
Flucht vor wirtschaftlicher Not und Ausbeutung
Flucht vor Klimakatastrophen, Wasser, Feuer, Erdbeben und Orkanen
Flucht hat immer Gründe
Hinter jeder Flucht verbergen sich Menschen, Geschichten, Schicksale
Beten wir für die Menschen, die sich auf der Flucht befinden und die, die gerade entscheiden, alles verlassen zu müssen und zu fliehen. Der Weg, den sie gehen möge ein sicherer Weg sein, 
Menschen mögen ihnen begegnen, die ihnen ein Lächeln und Hoffnung schenken
Menschen mögen ihnen begegnen, die ihnen Heimat bieten
Du aber, unser aller Vater, segne sie!

Lied – Ich bin wie Du
Ich bin wie Du – habe Löcher in der Hose
Ich bin wie Du – vergesse oft die Zeit
Ich bin wie Du – brauche mal `nen Freund
Bin zu jedem Spaß bereit
Ich bin wie Du – kletter gerne auf Bäume
Ich bin wie Du – wollte Regenbogen sehen
Ich bin wie Du – habe Ängste auch und Sorgen
Und will die Welt verstehn
Wann wird die Welt das verstehn
Wann wird die Welt das verstehn
Du bist wie ich – stellst hunderttausend Fragen
Du bist wie ich – träumst in den Tag hinein
Du bist wie ich – tanzt barfuß durch den Regen
Und Du bist nicht gern allein
Wann wird die Welt das verstehn
Wann wird die Welt das verstehn
Jeder Mensch braucht ein zu Hause,
in der Not eine helfende Hand
wir sind alle gleich – habt es auch erkannt?
Ich bin wie Du
Ich bin wie Du –
Ich bin wie Du
Wann wird die Welt das verstehn
Wann wird die Welt das verstehn

(komponiert von der Band „Drauf“ als Willkommensgruß für alle, die auf der Flucht sind und in Deutschland ankommen.)

„Wann hast Du Dir eigentlich ausgesucht, in welchem Land, in welcher Familie unter welchem Himmel Du geboren werden willst“
Diese Frage führt uns vor Augen wie selbstherrlich wir manchmal den Stab brechen, über Menschen, die bei uns angekommen sind und Heimat suchen, immer wieder sollten wir uns dieser Frage stellen.
Und immer wieder sollten wir nachdenken, über uns, unser Land, unsere Familie unseren Himmel und dankbar und glücklich trotz so mancher kleinen Sorgen unser Schicksal annehmen.

Fürbitten
Menschen sind auf der Flucht
Überall auf der Welt
Lasst uns für sie beten,
  • dass sie Heimat finden – irgendwo – ein zu Hause
  • dass Menschen ihnen begegnen, die ihnen glauben und sie annehmen, so wie sie sind
  • dass sie in den Flüchtlingslagern in Moria und anderswo nicht schon wieder auf Grenzen stoßen, Grenzen der Hilflosigkeit, der Unterdrückung, der Ungewissheit

Lasst uns beten für die Politikerinnen und Politiker
  • dass sie sich leiten von den Gedanken des Friedens und der Versöhnung
  • dass sie sich öffnen und der Menschen, deren Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit annehmen
  • dass sie Wege finden, die geflüchteten Menschen in Europa ankommen zu lassen

Lasst uns beten für die Mächtigen dieser Welt
  • dass sie aufhören aus Eigennutz zu handeln und Menschen zu vertreiben
  • dass sie aufhören, Kriege zu führen, um ihrer Macht willen
  • dass sie aufhören, ihre Länder auszubeuten und dem Klimawandel zu opfern
  • dass sie aufhören, Bomben, Raketen, Panzer, Gewehre und Flieger zu bauen um des Reichtumswillen, die alles vernichten können

Lasst uns beten, für die Menschen
  • die auf der Flucht ihr Leben lassen mussten, im Mittelmeer ertranken oder auf dem Weg der Hoffnung sterben mussten
  • die Menschen, die auf der Flucht oder schon in ihrer Heimat traumatische Erlebnisse hatten, die sie nie wieder vergessen werden können

Guter Gott, wir trauen Dir und rufen Dich an, zeige uns den Weg zu einer Welt des Verstehens und des Friedens – einer Welt, so wie Du sie geschaffen hast.

Sprechen wir nun gemeinsam das Gebet, das uns verbindet
Vater unser im Himmel
Geheiligt werden Dein Name
Dein Reich komme
Dein Wille geschehe
Wie im Himmel
So auf der Erde
Unser tägliches Brot gib uns heute
Und vergib uns unsere Schuld
Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern
Und führe uns nicht in Versuchung
Sondern erlöse uns von dem Bösen
Denn Dein ist das Reich
Und die Kraft und die Herrlichkeit
In Ewigkeit 
Amen

An diesem Wochenende waren viele unterwegs und haben sich eingesetzt für die Rechte der Geflüchteten an den Außengrenzen Europas, haben Abgeordneten Fragen gestellt oder miteinander gesungen und gebetet.
Wir haben uns diesem Gebet angeschlossen und die Geflüchteten in den Focus gerückt. Tun wir dies über den Tag hinaus immer und immer wieder – auch über den Wahlsonntag hinaus.

So segne uns, die Menschen auf der Flucht, die die Verantwortung tragen, segne uns alle und schenke uns Kraft, Hoffnung, Zuversicht und Liebe
Im Namen des Vaters
Des Sohnes und
Des heiligen Geistes

Gehet in Frieden